Die Chronik
1903 wurde der „Haus- und Grundbesitzer-Verein Lichtenrade 03 e.V.“ gegründet. Heute heißt unser Verein „Grundeigentümerverein Berlin-Lichtenrade e. V.“ und ist mit rund 3.000 Mitgliedern der größte Eigentümerverein in Berlin.
Die Gründungsjahre: 1903 bis 1933
Lichtenrade 1903: Wir hatten das Kaiserreich, Deutschland stand auf der Höhe seiner Macht. Die Milliarden, die nach dem Krieg von 1870/71 aus Frankreich nach Deutschland flossen, die Proklamierung des Kaiserreichs und die Ausrufung Berlins zur Reichshauptstadt brachten einen gewaltigen Aufschwung. Berlin zog die Menschen aus Schlesien, Pommern, Ostpreußen und Westpreußen sowie aus der Mark Brandenburg und Sachsen wie ein Magnet an. Häuser schossen wie Pilze aus der Erde, jene Häuser mit zwei und drei Hinterhöfen, Quergebäuden und Seitenflügeln. Baugesellschaften wurden gegründet und machten Pleite; die Spekulation blühte. Die Menschen, die vom Land herkamen, zogen nun in diese Baublöcke. Sie waren gewöhnt an Feld und Flur, an Wald und Wiese und an überschaubare Verhältnisse. Hier sahen sie allenfalls einige Quadratmeter Himmel und graue Mauern. Sie verdienten hier gut, hatten Chancen, es zum Wohlstand zu bringen, haben Firmen gegründet, die später Weltruf erlangten. Aber die Sehnsucht nach freiem Blick, nach Luft, Feld und Wald blieb. Sie wollten ein Plätzchen, das ihnen gehörte, wo sie ein paar Bäumchen pflanzen und ihre Erdbeeren selbst ziehen konnten. So wurde die Sehnsucht nach dem eigenen Stückchen Land immer stärker. Zu erst vielleicht eine kleine Laube, später ein kleines Häuschen. Das konnte nur außerhalb Berlins geschehen, hier war der Boden noch billig. So musste und wollte man auch weit hinaus, um in der freien Natur zu sein. Unbequemlichkeiten, oft kilometerlange Wege, wurden in Kauf genommen.
So kamen um die Jahrhundertwende die ersten Siedler, man nannte sie geringschätzig “Laubenpieper”. Nicht nur in Lichtenrade, sondern auch im Norden, Osten und Westen fanden sich Siedler ein. Lichtenrade war damals ein Dorf im Kreis Teltow mit ca. 900 Einwohnern, weit abgelegen, verkehrsmäßig nicht erschlossen. Mit der Dorfaue, dem Teich, den weiten Feldern ein idealer Platz für die Menschen, die vom Lande gekommen waren.
Keine Straßenbahn fuhr, kein Bus; nur ein Dampfzug fuhr alle Stunde vom Potsdamer Ringbahnhof, und der hielt auch nur in Lichtenrade, wenn jemand sichtbar an dem Haltepunkt stand oder vorher dem Zugführer gesagt hatte, dass er in Lichtenrade aussteigen wollte. Später fuhr dann eine Straßenbahn nach Mariendorf, von dort musste man laufen. Erst am 15. Mai 1939 wurde der elektrische Betrieb Berlin – Potsdamer Ringbahnhof – Lichtenrade – Mahlow aufgenommen.
Hermann Wundrich, ehemals Vorsitzender und später Ehrenmitglied des Vereins, schreibt darüber sehr anschaulich in seinen Erinnerungen:
“Ich erwarb mir 1907 in Lichtenrade ein Grundstück, und das kam so. Eines Tages sagte ein Freund, er hätte sich in Lichtenrade ein Grundstück gekauft. Nach Rede und Gegenrede, wo denn das Lichtenrade überhaupt ist, gab der neue Grundstücksbesitzer die nötige Auskunft. Wenn er seine Laube fertig habe, würde er die Klubmitglieder nach Lichtenrade einladen. Nach einiger Zeit war es dann soweit. Bei schönstem Sonntagswetter fuhren wir, 27 Damen und Herren, mit der Straßenbahn 73 gen Lichtenrade. Die Endhaltestelle der 73 war etwas vor der jetzigen Rennbahn. Dann kam der Spaziergang auf der staubigen Chaussee, die noch nicht gepflastert war. Der neue Grundbesitzer hatte uns vorher die Lage des Grundstücks beschrieben. Der Weg auf der Chaussee ging bis zum Kilometerstein 13,2, der an der heutigen Goethestraße erreicht wurde. Hier rechter Hand in einen Feldweg einzubiegen hieß es. Nach etwa 200 m Feldweg kam linker Hand ein Roggenfeld, durch das ebenfalls linker Hand ein Trampelpfad führte. Der Trampelpfad führte dann weiter über einen großen Kartoffelschlag bis etwa zur heutigen Geibelstraße in der Höhe der Fontanestraße. Man sollte sich aber nicht von den Bauern erwischen lassen, sonst gäbe es Unannehmlichkeiten. Hier fanden wir auch das Grundstück unseres Freundes. Die Hausfrau hatte sich schon vorher bereit erklärt, das Kaffeewasser aus der neuen, gerade fertig gewordenen Pumpe zu kochen. Wer aber seinen mitgebrachten Kaffee aus einer Tasse trinken möchte, müsse sich dazu alles mitbringen, ebenso Gebäck, Abendbrot usw. Zum Abendbrot spendierte der neue Grundbesitzer einen Kasten Bier. Vom Zimmerermeister Sachs ließ sich der neue Grundbesitzer zu diesem Tage einen runden Tisch anfertigen, 3,12 m im Durchmesser. Da es keine Sitzgelegenheit gab, standen wir alle um den Tisch herum und verzehrten unseren Imbiß. Nach der Kaffeepause lud uns der neue Grundbesitzer zu einem Spaziergang durch die neu entstehende Kolonie ein. Plötzlich blieb er stehen, klopfte mir auf die Schulter und sagte: Herr Wundrich, das wäre hier ein Grundstück für Sie. Ich winkte ab, da wir, meine Freundin und ich, gerade beim Überlegen waren, ob wir uns ein Ruderboot oder ein Segelboot anschaffen möchten. Der Rückweg nach Berlin war derselbe wie der Hinweg und verlief bei Gesang und Plauderei an diesem schönen Sommerabend wunderbar. Abends nach 11 Uhr brachte ich meine Freundin nach Hause. Ihre Eltern, die ein Restaurant am Heinrichsplatz hatten, waren um ihre Tochter schon in großer Sorge. Ich konnte aber die Eltern , die ich hierbei erstmalig kennenlernte, beruhigen. Es sei doch der Weg nach und von Lichtenrade sehr weit gewesen. Es sei aber bestimmt nichts passiert.”
Als Hermann Wundrich 1907 sein Grundstück kaufte, bestanden einige Lichtenrader Grundbesitzer-Vereine. Ihre Gründung war nötig, um wirksam die Interessen der Siedler zu vertreten. Die jungen Grundbesitzer hatten viele gemeinsame Interessen, die durchzusetzen besser möglich war, wenn man gemeinsam handelte. Viele Sorgen und Probleme gab es da. Die Bauern, die einem Land verkauften, aber mit Knütten aufpassten, dass man die abkürzenden Wege durch die Felder nicht benutzte, die Sorge um Wasser, um Licht, neue Wege, in denen man bei Regen nicht im Dreck versank, später um Schulen usw.
Mit dem Erwerb von Grund und Boden durch viele Berliner setzte bald eine rege Bautätigkeit ein. Schon 1904 konnten mehrere Neubauwohnungen in Lichtenrade bezogen werden. Man muss noch heute den Mut der Grundbesitzer bewundern, Wohnhäuser inmitten der Feldmark zu erbauen, ohne feste Straßen, ohne Wasser- und Gaszuleitung, ohne Kanalisation und ohne elektrischen Strom. So entstand zuerst das Bahnhofsviertel westlich der Eisenbahn. Die Mälzerei der Schloßbrauerei Schöneberg an der Steinstraße war 1903 bereits in Betrieb. Der Ausschank des Schloßbräu erfolgte in einer neuen Gaststätte (ehemals “Haus Buhr”). Auch das Diakonissen-Mutterhaus “Salem” wurde in dieser Zeit an der Hohenzollern-/Ecke Rohrbachstraße gebaut. Von 1905 an setzte eine ungeahnte Entwicklung von Lichtenrade ein. Die Bewohner des Berliner Südwestens und Südens kamen des Sonntags mit Kind und Kegel nach Lichtenrade und picknickten zur Erholung in der Nachtbucht, dem Nachtlager der Viehherden. Die Nachtbucht war damals mit dichtem Ginstergebüsch bewachsen, also noch nicht das heutige, unterholzfreie und durch Wege erschlossene Erholungsgebiet. Nahe der Nachtbucht wurde dann später das Komponistenviertel mit Mozart -, Beethoven -, Straußstraße usw. angelegt. Von 1905 an verkauften die Lichtenrader Bauern große Teile ihres Ackerlandes im heutigen Dichterviertel oder auch West-Kolonie genannt, weil dieses Gebiet westlich des Lichtenrader Damms liegt. Goethe‑, Schiller‑, Geibel‑, Raabestraße usw. erinnern daran. Östlich des Lichtenrader Damms entstand das Märkische Viertel mit Potsdamer, Soldiner, Schwedter Straße. Im Taunusviertel gab es bald danach die Wiesbadener, Homburg‑, und Krontalstraße. Östlich des alten Dorfes haben die letzten Lehngutsbesitzer Bornhagen und Bohnstedt ein Denkmal bei der Straßenbenennung erhalten. Östlich des Kirchhainer Damms entstand das Bayerische Viertel mit Würzburger, Regensburger, Bamberger, Nürnberger Straße usw. Westlich des Kirchhainer Damms finden wir das Feldherrenviertel mit Moltke‑, Roon‑, Falckensteinstraße. Im Flüsseviertel nahe der heutigen Steinstraße gibt es die Nuthe‑, Rhin- und Dossestraße. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Siedlung mit den Wegen Franziusweg, Grenzweg, Abendrotweg gebaut. Der Gemeinnützige Verein Heimatland erwarb 1931 ein Gelände zwischen Kettinger Straße und der Eisenbahn und parzellierte es. Die bekanntesten Namen auf diesem Gelände sind die Eisnerstraße, der Scheerbartweg und der Dörfelweg.
In Lichtenrade entstanden folgende Vereine: 1903 wurde der Haus- und Grundbesitzer-Verein Lichtenrade 03 e.V. gegründet – der erste Verein dieses Namens, der durch die spätere Vereinigung des Vereins zum Gründungsverband wurde. Erster Vorsitzender war Rechnungsrat Rohrbach aus Wilmersdorf. Die Rohrbachstraße trägt seinen Namen. Diesem Mann verdankt Lichtenrade sehr viel. Durch seine Tatkraft und Initiative, unterstützt von seinen Kollegen im Vorstand, erreichte er in zähen Verhandlungen und vielen Schriftsätzen, dass die Pflasterung der Hilbert‑, Krüger‑, Paetsch‑, Richter‑, Rangsdorfer, Hohenzollern‑, Prinzessinnen- und Bahnhofstraße (1906/07) sowie einzelner Straßenzüge des Feldherrenviertels durchgeführt wurde. Auch der Bau von Gas‑, Wasser‑, Elektrizität- und Telefonleitungen sowie der Ausbau der Schulen und der Neubau des Bahnhofs Lichtenrade (1909) ist auf seine Tätigkeit zurück zu führen. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges hatte Hermann Wundrich den Vorsitz inne. Versammlungslokal des Vereins war das Waldrestaurant in der Hilbertstraße. Es wurde im Krieg zerstört. Durch die Parzellierung des Westgeländes wurde von den dortigen Siedlern am 9. September 1906 der Haus- und Grundbesitzer-Verein Lichtenrade-West e.V. am Versammlungsort “Ausschank Pucherts Ruh” in der Lessingstraße gegründet. Im Jahre 1912 wurde das Restaurant Wilhelm Bohm, Krusauer (Kant-) Ecke Lessingstraße, als Versammlungslokal gewählt. Das Lokal besteht noch heute. Durch seine starke Mitgliederzahl konnte der Verein erreichen, dass die gesamte Westkolonie (Dichterviertel) gepflastert wurde und Wasser‑, Licht- und Kanalisationsanschlüsse erhielt. Der West-Verein hat auch dazu beigetragen, dass anfangs die Kolonie durch privaten Omnibusverkehr bis zur Rennbahn Mariendorf mit der Innenstadt verbunden werden konnte und 1928 die erste Straßenbahn fuhr. 1908 wurde der Haus- und Grundbesitzer-Verein Lichtenrade-Ost e. V. unter Vorsitz von Wilhelm Ahr gegründet. Versammlungslokal war das Restaurant “Der Lindenhof”. Sein Bereich lag im Märkischen, Taunus – und Bauernviertel. Ein Verein, der sehr aktiv war, von dem Unterlagen aber leider nicht mehr existieren. Ebenfalls 1908 entstand im südöstlichen Teil der Eigenheim- und Grundbesitzer-Verein “Bayerisches Viertel” e.V. unter Vorsitz der Herren Otto Schalldach, Ing. Alfred Richter und Marineoffizier Jansen. Wenn auch, wie in der Ostkolonie, der Straßenbau teilweise etwas stockte, entstand auch hier eine blühende Gartenkolonie. Als Versammlungslokale sind zu nennen: Restaurant Kühne in der Nürnberger Straße und Gasthof “Zur Linde”, Kirchhainer Damm. Das Restaurant Kühne besteht nicht mehr. Hier machte der Verein seine Ernteausstellung. Letzter Vorsitzender des Vereins war Ing. Hans Ribbach. 1919 entstand der Haus- und Grundbesitzer-Verein Lichtenrade, der nichts mit dem 1903 gegründeten Verein gleichen Namens zu tun hatte. Der 6. Februar 1919 ist sein Gründungsdatum. Außer einer Satzung vorn 21. April 1934 sind keine Unterlagen vorhanden. Vorsitzender war 1934 A. Richter. Der Verein gehörte dem Bund der Berliner Haus- und Grundbesitzervereine e.V. an. Sämtliche Bekanntmachungen des Vereins erfolgten in der Zeitschrift “Das Grundeigentum”. Der Verein soll im wesentlichen die größeren Mietshäuser in Lichtenrade betreut haben. Verein der Eigentumsbesitzer Berlin-Lichtenrade e. V. (vormals Siedlung St. Elisabeth): Anfang der dreißiger Jahre ließ Monsignore Theodor Grabe das durch eine Grundstückstransaktion erworbene Ackerland zwischen Griembergweg, Zeißpfad, Reichnerweg und Bernauer Straße parzellieren, um von dem Erlös das Lichtenrader Christophorus-Kinderkrankenhaus aufzubauen. Zu den ersten Ansiedlern dort, die sich alsbald zu einem Siedlerverein “St. Elisabeth” zusammenschlossen, gehörte auch (der spätere Stadtrat) Alwin C. Hardtke, der den ersten Vorsitz übernahm. Später führte Otto Draeger bis zu seiner Einberufung zur Wehrmacht den Verein. Schließlich übernahm Hans Drescher die Leitung des Vereins bis zum Kriegsende. Gemeinschaft der Grundbesitzer an der Buckower Chaussee e.V. : Über diesen Verein liegen keine Unterlagen vor. 1947 war Herr Niettert Vorsitzender des Vereins. Straßenbaukasse der Siedlung an der Goethestraße in Berlin-Lichtenrade e. V.: Das genaue Gründungsdatum ist nicht ermittelt. Es ist ein Protokollbuch vorhanden, das am 7. November 1933 beginnt und am 24. Dezember 1943 endet. Vorstandsmitglieder waren 1933 die Herren R. Paasch, W. Heese, K. Neumann und E. Sewald. Am 6. Januar 1934 wurde der Verein ins Vereinsregister eingetragen. Dieser Verein beschäftigte sich hauptsächlich mit dem Straßenbau im Vereinsbereich. In allen diesen Vereinen hat es tüchtige Männer und Frauen gegeben, die sich für den Verein und ihre Mitglieder einsetzten und durch ihre Kraft und Initiative entscheidend auch zur Entwicklung von Lichtenrade beitrugen. Da ging es um Schulen, Verkehrsverbindungen, um Straßen und Plätze, um Beleuchtung, um Wasser und Kanalisation und um Behebung der Wassernot. Nach den großen Regenfällen 1926/1927 versank Lichtenrade buchstäblich im Wasser. Das Wasser stand noch nach Wochen über einen halben Meter hoch; in den Gärten fielen die jungen Obstbäume um, man konnte nur auf ausgelegten Brettern in den Garten gelangen. Mit aller Macht setzten sich die Vereine beim Magistrat ein, damit Abhilfe geschaffen wurde, was nur durch den Bau eines Kanals geschehen konnte, der das Oberflächenwasser in den Teltowkanal leitete. In enger Zusammenarbeit mit dem Magistrat gelang es den Vereinen, das Projekt – das immerhin 5,5 Millionen Reichsmark kostete – durchzusetzen. Ende 1929 war dann der Kanal fertiggestellt. Er hatte die Bezeichnung “Lichtenrader-Lankwitzer-Regenwasser-Sammelkanal” – kurz “Lilaresa” genannt. Die Lichtenrader waren damit von der größten Wassernot befreit. Ein besonderes Anliegen war auch die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse nach der Stadt. Die Straßenbahn 73 fuhr doch nur bis zur heutigen Rennbahn Mariendorf. Es gelang schließlich, eine Straßenbahn nach Lichtenrade zu bekommen. Dazu waren erhebliche Vorarbeiten notwendig. Es musste eine neue Trasse bzw. Straße gebaut werden, denn man wollte die alte Dorfstraße – heute Alt – Lichtenrade – umgehen. So entstand der heutige Lichtenrader Damm. Die Linie hatte die Nr. 99. Sie fuhr vom Bahnhof Lichtenrade bis zur Seestraße. Die Streckenlänge betrug 24,2 km, die Fahrzeit 87 Minuten. Später kam noch die Linie 25 hinzu, die sogar bis Tegel fuhr.
1933 bis 1945: „Verbundenheit von Blut und Boden als Grundlage für Staat und Volk“
Mitglied kann nur werden, wer Reichsdeutscher arischer Abstammung ist. (…) § 5 An der Spitze des Vereins steht der Vereinsleiter bzw. dessen Stellvertreter. Er ist alleiniger Vorstand im Sinne des § 26 des Bürgerlichen Gesetzbuches. Er wird vom zuständigen Stadtgruppenführer berufen und kann von diesem jederzeit abberufen werden. Ein mehrgliedriger Vorstand besteht nicht. Der Vereinsleiter kann seinen Vertreter und seine Mitarbeiter zu seiner Unterstützung in der Geschäftsführung bestimmen und sie, falls erforderlich, abberufen. Die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches in § 27 Abs.1, § 32 sowie § 33 kommen in Fortfall. Der Vereinsleiter kann somit allein im Einverständnis mit dem Stadtgruppenführer Änderungen der Satzung vornehmen. Der Leiter des Vereins bzw. dessen Stellvertreter entscheidet in allen Vereinsangelegenheiten nach Anweisung des Stadtgruppenführers. Die Mitgliederversammlung hat nur beratende Stimme. (…) § 6 Der Vereinsleiter oder sein Beauftragter Stellvertreter ist berechtigt, von jedem Vereinsmitglied Pflichtarbeitsstunden zu verlangen, deren Anzahl vom Vereinsleiter bzw. dessen Stellvertreter im Einvernehmen mit dem Stadtgruppenführer festgelegt wird. Körperlich behinderte Vereinsmitglieder sind von den Pflichtarbeitsstunden befreit. (…)“ In den 12 Jahren des “Dritten Reiches” kamen die verschiedensten Aufgaben auf die Vereine zu, besonders aber in den Kriegsjahren. Da wurde zu intensiver Bewirtschaftung der Gärten aufgefordert, es gab Schulungen, und von den Mitgliedern wurden Einsätze der verschiedensten Art gefordert. Der Vereinsführer war ja gemäß § 6 der Satzung dazu berechtigt. Es ist klar, dass aus der ehemaligen freiwilligen Vereinigung über Nacht eine Vereinigung mit Zwängen wurde. Kaum einer wagte da wohl auszutreten; zu sagen hatte niemand etwas, selbst die Mitgliederversammlung hatte nur beratende Stimme. Es heißt da in einem Protokoll wörtlich: ” Wir wollen auch im Gartenbau alles daransetzen, damit der Sieg unser wird. ” An einer anderen Stelle heißt es: “Auftauchende Gerüchte – Für Saatkartoffel das 6–8fache bei der Ernte abgeben – während der Gemüsezeit 2 fleischlose Monate – Hühnerhalter sollen pro Huhn 60 Eier abliefern – müssen von Mund zu Mund als Feindpropaganda erklärt werden. Dosen und Deckel waren wegen Transportschwierigkeiten noch nicht lieferbar. Auch die 65 Torfballen waren wegen Versandschwierigkeiten noch nicht angekommen. Kunstdünger kann vom Händler bezogen werden. Eine Süßstoffverteilung konnte nur in der Versammlung vorgenommen werden. Spiritus und Petroleumscheine sind in den Donnerstagssprechstunden erhältlich. Alle trockenen, alten Bäume müssen laut Reichsgesetz entfernt werden. Der Vereinsleiter gibt als Hühnerfachberater Ratschläge für gesunde Hühnerhaltung und zwar: 12 Kleinigkeiten, richtig angewandt, bringen den großen Erfolg. Es können noch abgegeben werden: 1000 Deckel und 500 Dosen. Mit dem Sieg Heil’ auf Führer, unser siegreiches Heer und unser starkes Volk schließt der Vereinsleiter um 23 Uhr die Monatsversammlung. ” Trotz Krieg und Nazi-Propaganda beschäftigten sich die Vereine bzw. deren Mitglieder auch weiterhin mit den Fragen des Straßenbaus und der Kanalisation. So schrieb mit Datum vom 27.04.1940 ein Mitglied aus dem Zeißpfad 11 folgenden Brief an das Stadt-Entwässerungsamt Berlin-Tempelhof: „Betr. Kanalisation Berlin – Lichtenrade Zeißpfad Straße 6 und Straße 3 Ich sehe mich voranlasst, mich bei Ihnen wegen der bisherigen dilatorischen Behandlung der für uns alle so brennenden Kanalisation Beschwerde einzulegen und richte an Sie die dringende Bitte, höheren Orten dafür zu sorgen, dass endlich mit dem Bau der Kanalisation des Zeißpfades, der Straße 6 und der Straße 3 noch in diesem Jahre begonnen wird. Seit Jahren leben wir hier bezüglich der Kanalisation und der Straßen In geradezu unhaltbaren Verhältnissen, die ja auch Ihnen zur Genüge bekannt sind. In diesem harten langen Winter und auch im Herbst und im Frühjahr wie bei Regenwetter sind die Wege so grundlos, besonders nach der Schneeschmelze, dass nicht einmal Krankenwagen und andere Verkehrsmittel hier in der Siedlung verkehren können. Ein bekannter Arzt, der einen schwerkranken Siedler besuchen wollte, blieb mit seinem Auto stecken und musste sich durch den Straßenschlamm durchkämpfen, um dem Patienten Hilfe zu leisten. In der Straße 6 und auch in der Straße 3 bildeten sich die übelsten Sümpfe, so dass die Technische Nothilfe einsetzen musste, um die Bewohner von dieser Wassergefahr zu befreien. Dann kommt das Auspumpen der Klärgruben! Ein Kapitel für sich! Das Auspumpen der Schmutzwasser und der menschlichen Abgänge sind wegen der kaum vorstellbaren Gerüche, der Fliegen und Ungezieferplage eine ganz üble Angelegenheit und in hygienischer Hinsicht nicht länger ertragbar. Weil keine Wagen usw. zum Ausfahren der Klärgruben zur Verfügung stehen, ist es gerade jetzt im Kriege doppelt schlimm. So kann es wirklich nicht weitergehen, denn wir wohnen in einer fast geschlossenen Siedlung. Und ehe nicht kanalisiert wird, gibt es keine Straße. Also zusammengefasst ist dieser Zustand für die Reichshauptstadt Berlin wirklich kein Ruhmesblatt, denn von Seiten der Siedler ist alles geschehen, von der Stadt Berlin leider bisher gar nichts. Heil Hitler!“ 1945 stand man vor Trümmern. Auch Lichtenrade war vom Bombenkrieg nicht verschont geblieben. Wie oft in den Kriegsjahren mussten die Mitglieder ihre zerstörten Häuser reparieren, oft mehrmals das Dach decken, sofern es gelang, Ziegel zu bekommen, die Fenster mussten mit Pappe vernagelt werden, denn nicht immer gab es Glas, und mancher stand vor seinem mühsam ersparten Haus, wo es nichts mehr zu reparieren gab.
So kamen um die Jahrhundertwende die ersten Siedler, man nannte sie geringschätzig “Laubenpieper”. Nicht nur in Lichtenrade, sondern auch im Norden, Osten und Westen fanden sich Siedler ein. Lichtenrade war damals ein Dorf im Kreis Teltow mit ca. 900 Einwohnern, weit abgelegen, verkehrsmäßig nicht erschlossen. Mit der Dorfaue, dem Teich, den weiten Feldern ein idealer Platz für die Menschen, die vom Lande gekommen waren.
Keine Straßenbahn fuhr, kein Bus; nur ein Dampfzug fuhr alle Stunde vom Potsdamer Ringbahnhof, und der hielt auch nur in Lichtenrade, wenn jemand sichtbar an dem Haltepunkt stand oder vorher dem Zugführer gesagt hatte, dass er in Lichtenrade aussteigen wollte. Später fuhr dann eine Straßenbahn nach Mariendorf, von dort musste man laufen. Erst am 15. Mai 1939 wurde der elektrische Betrieb Berlin – Potsdamer Ringbahnhof – Lichtenrade – Mahlow aufgenommen.
Hermann Wundrich, ehemals Vorsitzender und später Ehrenmitglied des Vereins, schreibt darüber sehr anschaulich in seinen Erinnerungen:
“Ich erwarb mir 1907 in Lichtenrade ein Grundstück, und das kam so. Eines Tages sagte ein Freund, er hätte sich in Lichtenrade ein Grundstück gekauft. Nach Rede und Gegenrede, wo denn das Lichtenrade überhaupt ist, gab der neue Grundstücksbesitzer die nötige Auskunft. Wenn er seine Laube fertig habe, würde er die Klubmitglieder nach Lichtenrade einladen. Nach einiger Zeit war es dann soweit. Bei schönstem Sonntagswetter fuhren wir, 27 Damen und Herren, mit der Straßenbahn 73 gen Lichtenrade. Die Endhaltestelle der 73 war etwas vor der jetzigen Rennbahn. Dann kam der Spaziergang auf der staubigen Chaussee, die noch nicht gepflastert war. Der neue Grundbesitzer hatte uns vorher die Lage des Grundstücks beschrieben. Der Weg auf der Chaussee ging bis zum Kilometerstein 13,2, der an der heutigen Goethestraße erreicht wurde. Hier rechter Hand in einen Feldweg einzubiegen hieß es. Nach etwa 200 m Feldweg kam linker Hand ein Roggenfeld, durch das ebenfalls linker Hand ein Trampelpfad führte. Der Trampelpfad führte dann weiter über einen großen Kartoffelschlag bis etwa zur heutigen Geibelstraße in der Höhe der Fontanestraße. Man sollte sich aber nicht von den Bauern erwischen lassen, sonst gäbe es Unannehmlichkeiten. Hier fanden wir auch das Grundstück unseres Freundes. Die Hausfrau hatte sich schon vorher bereit erklärt, das Kaffeewasser aus der neuen, gerade fertig gewordenen Pumpe zu kochen. Wer aber seinen mitgebrachten Kaffee aus einer Tasse trinken möchte, müsse sich dazu alles mitbringen, ebenso Gebäck, Abendbrot usw. Zum Abendbrot spendierte der neue Grundbesitzer einen Kasten Bier. Vom Zimmerermeister Sachs ließ sich der neue Grundbesitzer zu diesem Tage einen runden Tisch anfertigen, 3,12 m im Durchmesser. Da es keine Sitzgelegenheit gab, standen wir alle um den Tisch herum und verzehrten unseren Imbiß. Nach der Kaffeepause lud uns der neue Grundbesitzer zu einem Spaziergang durch die neu entstehende Kolonie ein. Plötzlich blieb er stehen, klopfte mir auf die Schulter und sagte: Herr Wundrich, das wäre hier ein Grundstück für Sie. Ich winkte ab, da wir, meine Freundin und ich, gerade beim Überlegen waren, ob wir uns ein Ruderboot oder ein Segelboot anschaffen möchten. Der Rückweg nach Berlin war derselbe wie der Hinweg und verlief bei Gesang und Plauderei an diesem schönen Sommerabend wunderbar. Abends nach 11 Uhr brachte ich meine Freundin nach Hause. Ihre Eltern, die ein Restaurant am Heinrichsplatz hatten, waren um ihre Tochter schon in großer Sorge. Ich konnte aber die Eltern , die ich hierbei erstmalig kennenlernte, beruhigen. Es sei doch der Weg nach und von Lichtenrade sehr weit gewesen. Es sei aber bestimmt nichts passiert.”
Als Hermann Wundrich 1907 sein Grundstück kaufte, bestanden einige Lichtenrader Grundbesitzer-Vereine. Ihre Gründung war nötig, um wirksam die Interessen der Siedler zu vertreten. Die jungen Grundbesitzer hatten viele gemeinsame Interessen, die durchzusetzen besser möglich war, wenn man gemeinsam handelte. Viele Sorgen und Probleme gab es da. Die Bauern, die einem Land verkauften, aber mit Knütten aufpassten, dass man die abkürzenden Wege durch die Felder nicht benutzte, die Sorge um Wasser, um Licht, neue Wege, in denen man bei Regen nicht im Dreck versank, später um Schulen usw.
Mit dem Erwerb von Grund und Boden durch viele Berliner setzte bald eine rege Bautätigkeit ein. Schon 1904 konnten mehrere Neubauwohnungen in Lichtenrade bezogen werden. Man muss noch heute den Mut der Grundbesitzer bewundern, Wohnhäuser inmitten der Feldmark zu erbauen, ohne feste Straßen, ohne Wasser- und Gaszuleitung, ohne Kanalisation und ohne elektrischen Strom. So entstand zuerst das Bahnhofsviertel westlich der Eisenbahn. Die Mälzerei der Schloßbrauerei Schöneberg an der Steinstraße war 1903 bereits in Betrieb. Der Ausschank des Schloßbräu erfolgte in einer neuen Gaststätte (ehemals “Haus Buhr”). Auch das Diakonissen-Mutterhaus “Salem” wurde in dieser Zeit an der Hohenzollern-/Ecke Rohrbachstraße gebaut. Von 1905 an setzte eine ungeahnte Entwicklung von Lichtenrade ein. Die Bewohner des Berliner Südwestens und Südens kamen des Sonntags mit Kind und Kegel nach Lichtenrade und picknickten zur Erholung in der Nachtbucht, dem Nachtlager der Viehherden. Die Nachtbucht war damals mit dichtem Ginstergebüsch bewachsen, also noch nicht das heutige, unterholzfreie und durch Wege erschlossene Erholungsgebiet. Nahe der Nachtbucht wurde dann später das Komponistenviertel mit Mozart -, Beethoven -, Straußstraße usw. angelegt. Von 1905 an verkauften die Lichtenrader Bauern große Teile ihres Ackerlandes im heutigen Dichterviertel oder auch West-Kolonie genannt, weil dieses Gebiet westlich des Lichtenrader Damms liegt. Goethe‑, Schiller‑, Geibel‑, Raabestraße usw. erinnern daran. Östlich des Lichtenrader Damms entstand das Märkische Viertel mit Potsdamer, Soldiner, Schwedter Straße. Im Taunusviertel gab es bald danach die Wiesbadener, Homburg‑, und Krontalstraße. Östlich des alten Dorfes haben die letzten Lehngutsbesitzer Bornhagen und Bohnstedt ein Denkmal bei der Straßenbenennung erhalten. Östlich des Kirchhainer Damms entstand das Bayerische Viertel mit Würzburger, Regensburger, Bamberger, Nürnberger Straße usw. Westlich des Kirchhainer Damms finden wir das Feldherrenviertel mit Moltke‑, Roon‑, Falckensteinstraße. Im Flüsseviertel nahe der heutigen Steinstraße gibt es die Nuthe‑, Rhin- und Dossestraße. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Siedlung mit den Wegen Franziusweg, Grenzweg, Abendrotweg gebaut. Der Gemeinnützige Verein Heimatland erwarb 1931 ein Gelände zwischen Kettinger Straße und der Eisenbahn und parzellierte es. Die bekanntesten Namen auf diesem Gelände sind die Eisnerstraße, der Scheerbartweg und der Dörfelweg.
In Lichtenrade entstanden folgende Vereine: 1903 wurde der Haus- und Grundbesitzer-Verein Lichtenrade 03 e.V. gegründet – der erste Verein dieses Namens, der durch die spätere Vereinigung des Vereins zum Gründungsverband wurde. Erster Vorsitzender war Rechnungsrat Rohrbach aus Wilmersdorf. Die Rohrbachstraße trägt seinen Namen. Diesem Mann verdankt Lichtenrade sehr viel. Durch seine Tatkraft und Initiative, unterstützt von seinen Kollegen im Vorstand, erreichte er in zähen Verhandlungen und vielen Schriftsätzen, dass die Pflasterung der Hilbert‑, Krüger‑, Paetsch‑, Richter‑, Rangsdorfer, Hohenzollern‑, Prinzessinnen- und Bahnhofstraße (1906/07) sowie einzelner Straßenzüge des Feldherrenviertels durchgeführt wurde. Auch der Bau von Gas‑, Wasser‑, Elektrizität- und Telefonleitungen sowie der Ausbau der Schulen und der Neubau des Bahnhofs Lichtenrade (1909) ist auf seine Tätigkeit zurück zu führen. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges hatte Hermann Wundrich den Vorsitz inne. Versammlungslokal des Vereins war das Waldrestaurant in der Hilbertstraße. Es wurde im Krieg zerstört. Durch die Parzellierung des Westgeländes wurde von den dortigen Siedlern am 9. September 1906 der Haus- und Grundbesitzer-Verein Lichtenrade-West e.V. am Versammlungsort “Ausschank Pucherts Ruh” in der Lessingstraße gegründet. Im Jahre 1912 wurde das Restaurant Wilhelm Bohm, Krusauer (Kant-) Ecke Lessingstraße, als Versammlungslokal gewählt. Das Lokal besteht noch heute. Durch seine starke Mitgliederzahl konnte der Verein erreichen, dass die gesamte Westkolonie (Dichterviertel) gepflastert wurde und Wasser‑, Licht- und Kanalisationsanschlüsse erhielt. Der West-Verein hat auch dazu beigetragen, dass anfangs die Kolonie durch privaten Omnibusverkehr bis zur Rennbahn Mariendorf mit der Innenstadt verbunden werden konnte und 1928 die erste Straßenbahn fuhr. 1908 wurde der Haus- und Grundbesitzer-Verein Lichtenrade-Ost e. V. unter Vorsitz von Wilhelm Ahr gegründet. Versammlungslokal war das Restaurant “Der Lindenhof”. Sein Bereich lag im Märkischen, Taunus – und Bauernviertel. Ein Verein, der sehr aktiv war, von dem Unterlagen aber leider nicht mehr existieren. Ebenfalls 1908 entstand im südöstlichen Teil der Eigenheim- und Grundbesitzer-Verein “Bayerisches Viertel” e.V. unter Vorsitz der Herren Otto Schalldach, Ing. Alfred Richter und Marineoffizier Jansen. Wenn auch, wie in der Ostkolonie, der Straßenbau teilweise etwas stockte, entstand auch hier eine blühende Gartenkolonie. Als Versammlungslokale sind zu nennen: Restaurant Kühne in der Nürnberger Straße und Gasthof “Zur Linde”, Kirchhainer Damm. Das Restaurant Kühne besteht nicht mehr. Hier machte der Verein seine Ernteausstellung. Letzter Vorsitzender des Vereins war Ing. Hans Ribbach. 1919 entstand der Haus- und Grundbesitzer-Verein Lichtenrade, der nichts mit dem 1903 gegründeten Verein gleichen Namens zu tun hatte. Der 6. Februar 1919 ist sein Gründungsdatum. Außer einer Satzung vorn 21. April 1934 sind keine Unterlagen vorhanden. Vorsitzender war 1934 A. Richter. Der Verein gehörte dem Bund der Berliner Haus- und Grundbesitzervereine e.V. an. Sämtliche Bekanntmachungen des Vereins erfolgten in der Zeitschrift “Das Grundeigentum”. Der Verein soll im wesentlichen die größeren Mietshäuser in Lichtenrade betreut haben. Verein der Eigentumsbesitzer Berlin-Lichtenrade e. V. (vormals Siedlung St. Elisabeth): Anfang der dreißiger Jahre ließ Monsignore Theodor Grabe das durch eine Grundstückstransaktion erworbene Ackerland zwischen Griembergweg, Zeißpfad, Reichnerweg und Bernauer Straße parzellieren, um von dem Erlös das Lichtenrader Christophorus-Kinderkrankenhaus aufzubauen. Zu den ersten Ansiedlern dort, die sich alsbald zu einem Siedlerverein “St. Elisabeth” zusammenschlossen, gehörte auch (der spätere Stadtrat) Alwin C. Hardtke, der den ersten Vorsitz übernahm. Später führte Otto Draeger bis zu seiner Einberufung zur Wehrmacht den Verein. Schließlich übernahm Hans Drescher die Leitung des Vereins bis zum Kriegsende. Gemeinschaft der Grundbesitzer an der Buckower Chaussee e.V. : Über diesen Verein liegen keine Unterlagen vor. 1947 war Herr Niettert Vorsitzender des Vereins. Straßenbaukasse der Siedlung an der Goethestraße in Berlin-Lichtenrade e. V.: Das genaue Gründungsdatum ist nicht ermittelt. Es ist ein Protokollbuch vorhanden, das am 7. November 1933 beginnt und am 24. Dezember 1943 endet. Vorstandsmitglieder waren 1933 die Herren R. Paasch, W. Heese, K. Neumann und E. Sewald. Am 6. Januar 1934 wurde der Verein ins Vereinsregister eingetragen. Dieser Verein beschäftigte sich hauptsächlich mit dem Straßenbau im Vereinsbereich. In allen diesen Vereinen hat es tüchtige Männer und Frauen gegeben, die sich für den Verein und ihre Mitglieder einsetzten und durch ihre Kraft und Initiative entscheidend auch zur Entwicklung von Lichtenrade beitrugen. Da ging es um Schulen, Verkehrsverbindungen, um Straßen und Plätze, um Beleuchtung, um Wasser und Kanalisation und um Behebung der Wassernot. Nach den großen Regenfällen 1926/1927 versank Lichtenrade buchstäblich im Wasser. Das Wasser stand noch nach Wochen über einen halben Meter hoch; in den Gärten fielen die jungen Obstbäume um, man konnte nur auf ausgelegten Brettern in den Garten gelangen. Mit aller Macht setzten sich die Vereine beim Magistrat ein, damit Abhilfe geschaffen wurde, was nur durch den Bau eines Kanals geschehen konnte, der das Oberflächenwasser in den Teltowkanal leitete. In enger Zusammenarbeit mit dem Magistrat gelang es den Vereinen, das Projekt – das immerhin 5,5 Millionen Reichsmark kostete – durchzusetzen. Ende 1929 war dann der Kanal fertiggestellt. Er hatte die Bezeichnung “Lichtenrader-Lankwitzer-Regenwasser-Sammelkanal” – kurz “Lilaresa” genannt. Die Lichtenrader waren damit von der größten Wassernot befreit. Ein besonderes Anliegen war auch die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse nach der Stadt. Die Straßenbahn 73 fuhr doch nur bis zur heutigen Rennbahn Mariendorf. Es gelang schließlich, eine Straßenbahn nach Lichtenrade zu bekommen. Dazu waren erhebliche Vorarbeiten notwendig. Es musste eine neue Trasse bzw. Straße gebaut werden, denn man wollte die alte Dorfstraße – heute Alt – Lichtenrade – umgehen. So entstand der heutige Lichtenrader Damm. Die Linie hatte die Nr. 99. Sie fuhr vom Bahnhof Lichtenrade bis zur Seestraße. Die Streckenlänge betrug 24,2 km, die Fahrzeit 87 Minuten. Später kam noch die Linie 25 hinzu, die sogar bis Tegel fuhr.
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1948
1949
Der Wahlausschuß des Vereins ist der Meinung, dass „ein Geschäftsmann in der Art des Geschäftes, wie es Herr Wundrich (Anm.: der Vorsitzende) betreibe, nicht mehr Vorsitzender eines solchen Vereins sein darf. Eine völlige Trennung von Geschäftsinteressen und denen des Vereins sei dringendes Erfordernis“. Auf der Mitgliederversammlung vom 30. Januar 1949, zu der 295 von rd. 1.650 Mitgliedern anwesend sind, wurde Herr Hubert Kissner zum Vorsitzenden gewählt. Das Vereinsvermögen beträgt in Folge der Währungsreform nur noch rd. DM 300,-.
1950
Der Verein bezieht erstmals eine eigene Geschäftsstelle, und zwar in der Bahnhofstr. 14 über dem Bestattungsinstitut Dannert. Mietbeginn ist der 1. Dezember 1950. Die Sprechstunden finden immer montags und freitags von 14 bis 19 Uhr und mittwochs von 9 bis 13 Uhr statt. (Anmerkung: Noch heute finden die Sprechstunden mit geringen Änderungen zu diesen Terminen statt.)
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1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
Das Beratungsangebot für unsere Mitglieder wird erweitert, es kommt die Versicherungsberatung hinzu. Das Planfeststellungsverfahren für den Ausbau des Kirchhainer Dammes beginnt.
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern an.
Wohnimmobilienverwalter dürfen nur noch mit einer Gewerbeerlaubnis (bisher:
Gewerbeanmeldung) tätig werden.
Das Land Berlin finanziert eine kostenlose Beratung für Mieter.
Der Rehagener Platz wird durch Fördermittel des Aktiven Zentrums umgebaut, es
wird ein Spielplatz errichtet.
2020
Das Corona-Virus und die Kontaktbeschränkungen schränken auch die Vereinsarbeit
ein. Veranstaltungen finden nicht statt, die Beratung erfolgt zeitweise nur telefonisch
oder per E‑Mail.
Im Februar 2020 tritt der Mietendeckel in Berlin in Kraft. Damit wird die Miethöhe
gesetzlich vorgeschrieben. Der Mietspiegel gilt nicht mehr.
Der Bau der Dresdner Bahn beginnt, die Bahnhofstraße wird mehrere Jahre gesperrt.
Am 1. Dezember tritt das umfassend reformierte Wohnungseigentumsgesetz in Kraft.
2021
Einfamilienhäusern Käufer und Verkäufer die Kosten je zur Hälfte tragen.
Im April kippt das Bundesverfassungsgericht den Mietendeckel; das Land Berlin hat
keine Gesetzgebungskompetenz im Mietrecht. Alles wieder zurück; Mieter müssen
Mietdifferenzen nachzahlen.
In Berlin wird das Solargesetz beschlossen. Dies verpflichtet Eigentümer ab 2023 bei
Neubauten und umfangreichen Dachsanierungen PV- und/oder Solarthermieanlagen
auf Dächern zu installieren.
Wir lehnen den Volksentscheid „dw & Co. enteignen“ ab und veröffentlichen einen
entsprechenden Aufruf.
2022
beschließen Hilfspakete und Steuersenkungen zur Unterstützung von Mietern und
Eigentümern. Dennoch vervielfachen sich je nach Energieträger und
Vertragssituation zeitweise die Kosten für Heizung und Strom.
Zensus 2022 mit umfassender Gebäude- und Wohnungszählung.
Jeder Eigentümer einer Immobilie muss gegenüber dem Finanzamt eine Erklärung
zur Feststellung des Grundsteuerwertes abgeben – eine Folge der ab 2025
geltenden Grundsteuerreform.
Der Umbau der Bahnhofstraße beginnt.
Besuch im Deutschen Bundestag auf Einladung von Jan-Marco Luczak, MdB.
2023
Discountern zu kaufen.
Das umstrittene Gebäudeenergiegesetz wird beschlossen; Ziel ist es, in Deutschland
ab dem Jahr 2045 ohne Öl und Gas zu heizen.
Der Verein feiert sein 120jähriges Bestehen.
- Telefon-Kontakt
(030) 744 88 72
Sprechzeiten Geschäftsstelle:
Montag und Freitag
von 17 – 19 Uhr
Mittwoch
von 9 – 12 Uhr
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Grundeigentümerverein
Berlin-Lichtenrade e.V.
Rehagener Str. 34
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